Für mich steht der Mensch im Zentrum

Uwe Stolzmann

Uwe Stolzmann

05. November 2023

Wie wurde Michael Luttringer über Umwege, was er heute ist? Worüber freut er sich und was macht ihm Sorgen? Mit welchen Risiken hat er täglich zu tun und wie bereichern Yin und Yang und der Ferne Osten sein Leben?

Ich bin 1981 in Riehen geboren, einem Vorort von Basel, in einer Familie mit zwei Söhnen. Vater arbeitete, Mutter kümmerte sich um uns und um den Haushalt. Ich machte das Gymnasium, die Rekrutenschule, danach studierte ich Medizin, aber nur zwei Semester. Es war schlicht die falsche Zeit in meinem Leben! Studiert habe ich dann später.

Heute wohne ich in Basel-Stadt, zusammen mit meiner Partnerin Janna, die aus Holland stammt. Mit dem Velo sind wir in fünf Minuten in der  Altstadt oder am Bahnhof, das ist  praktisch. Zusammen mit uns leben  auch Yin und Yang, zwei Katzen der Rasse Russisch Blau. Im Hinterhof haben wir ein paar Quadratmeter Garten mit Sonnenblumen und asiatischem Ahorn, mit Feigen- und Olivenbaum. Ja, ich liebe die Natur, und ich mag Abwechslung und Bewegung: joggen, wandern, Tischtennis, Velo und Ski fahren.

Vertraue dir! Nutze deine Stärken!

An mich und andere habe ich hohe ethische Erwartungen. Respektvoll, moralisch einwandfrei, menschlich, das sind in meinen Augen wichtige Eigenschaften. Und dies sind meine fünf Credos: Denk positiv! Vertraue dir selbst und anderen! Nutze deine Stärken! Konzentriere dich auf weniges! Und erkenne deinen eigenen Beitrag fürs grosse Ganze.

Bei jeder Sache ist für mich der Zusammenhang zwischen drei Faktoren bedeutsam: Verstehe ich, worum es geht? Ist die Sache für mich handhabbar? Und ergibt sie einen Sinn? Sprich: Will ich mich dafür einsetzen? Das sind die Kernfragen im Konzept des Medizinsoziologen Aaron Antonovsky, er nannte es «Salutogenese». Wie entsteht Gesundheit, und wie erhält man sie? Darum geht es, das ist mir wichtig. Deshalb interessiere ich mich auch für komplementäre Therapieformen, für chinesische Medizin. In dem Bereich habe ich sogar eine Weiterbildung gemacht. Manchmal helfe ich Menschen aus meinem Umfeld, und Yin und Yang mögen Akupressur ebenfalls. 

Warum ich gerne zur blpk wollte

Alles im Leben sollte in Balance sein, im Gleichgewicht, das ist mein Ideal. Daher kommt meine Neigung zur fernöstlichen Weisheit, und daher stammt auch mein Interesse für den Bereich Sozial- und Personenversicherung. Beruflich bin ich schon von jeher in dem Bereich unterwegs. Weil der Mensch für mich das Wichtigste ist, er steht bei mir im Zentrum. 

Speziell an der beruflichen Vorsorge gefallen mir drei Dinge: Sie hat eine starke soziale Komponente. Die Vorsorge ist zweitens ein komplexes, vielschichtiges System. Da gibt’s das geistige Futter, das ich brauche. Und dieses System soll im Gleichgewicht gehalten werden – genau wie unser Körper, die Gesundheit. Drittens hat die Vorsorge ein spannendes Umfeld, das soziale Aspekte mit Wirtschaft und Politik kombiniert.

Weshalb ich gern nach Liestal wollte, zur blpk? Weil diese Pensionskasse berufliche Vorsorge so versteht, wie auch ich sie verstehe – als Sozialversicherung, die Versicherten und Rentenbeziehenden oder ihren Hinterbliebenen Sicherheit bietet. Sie ist eine öffentlich-rechtliche Einrichtung, also nicht auf Profit getrimmt. Sie muss verantwortungsvoll, solid, nachhaltig und effizient wirtschaften, muss aber nicht die Erwartungen von Share-holdern nach Rendite erfüllen. 

Ein ganz normaler Arbeitstag

Um sechs wecken mich Yin und Yang, halb acht bin ich mit dem Rad und der S-Bahn in Liestal. Wenig später mache ich eine Runde durch alle Büros, wünsche einen guten Morgen. Dann: Was sagen der Kalender, der Plan, die Mails, die News? Wo stehen meine Teams, wie geht es den Mitarbeitenden? 

Braucht jemand Unterstützung? Ich jongliere tagtäglich mit vielen Bällen, und diese Vielfalt mag ich auch hier. 

Womit sich mein Job in einer Pensionskasse vergleichen liesse? Vielleicht mit dem eines Steuermanns auf einem grossen Tanker. Das ist nicht das Speedboat, das mal schnell einen Haken schlägt und die Richtung ändert. Unser Geschäft verträgt keine Hektik, es braucht Voraussicht, langfristige Entscheidungen auf stabiler Grundlage. So mag ich es. Wenn ich zurückdenke an mein Medizinstudium: Die Notfallstation hätte mir definitiv keinen Spass gemacht.

Notfälle im Geschäft gibt’s natürlich aber auch für mich – wenn das Ungeplante den Plan überrennt. Oder wenn es Menschen in meiner Umgebung nicht gut geht, privat oder im Geschäft. Ein solcher Tag ist meist ein schwerer Tag. Rund ist ein Arbeitstag dann, wenn wir am Ende einen Schritt weiter sind: Da bewegt sich etwas, es geht vorwärts und nicht im Kreis.

Was genau macht der Leiter Vorsorge?

Leiter Vorsorge, das ist der Mensch, der für die Verpflichtungen der Pensionskasse geradesteht, für die Leistungen, die Passivseite der Bilanz. Ich koordiniere die Arbeiten auf diesem Feld zwischen Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und den Teams bei uns im Haus.

Unsere bestehenden Kunden wollen gut betreut sein, und wir müssen neue Kunden gewinnen – diese Aufgaben gehören ebenfalls zu meinem Gebiet. Ausserdem verfolge ich die Entwicklung am Markt und die Rechtsprechung dazu. Wie verändert sich unser Umfeld? Müssen wir uns anpassen? Und natürlich bin ich zuständig für die Führung des Bereichs Vorsorge. Wir haben vier Teams mit knapp zwanzig Fachkräften. Sie beraten die Arbeitgebenden und die Versicherten, sie kümmern sich um Leistungen bei Invaliditäts- und Todesfall, sie entwickeln unseren Bereich weiter und arbeiten im Backoffice, in der technischen Buchhaltung.

Unsere Risiken: Kann ich sie verringern?

Als Pensionskasse kennen wir eine Vielzahl von Risiken; dies liegt in der Natur einer Einrichtung, die sich mit Risiken beschäftigt. Versicherungstechnisch gesprochen, haben wir drei Risiken: Alter, Invalidität und Tod. Wir müssen die finanziellen Folgen für die Versicherten abdecken. Diese Risiken sind berechenbar, denn in dem Bereich – auf der Leistungsseite – können wir die Entwicklung mithilfe von Analysen und Modellen recht gut vorhersagen.

Die Risiken bei den Anlagen sind hingegen nur bedingt berechenbar. Das grösste Risiko heisst Unterfinanzierung, zu wenig Vorsorgevermögen. Einfach gesagt: Im schlimmsten Fall würde das Geld nicht reichen, um alle Verpflichtungen zu erfüllen. Aber, keine Bange: Die blpk ist solide finanziert. Viele Risiken werden schon durch das System verringert. Es gibt Gesetze, Verordnungen, kantonale Aufsichten sowie die nationale Oberaufsichtskommission, den Sicherheitsfonds, es gibt Revisionen, Auflagen, Gutachten von Experten. 

Etwas fällt auf, wenn man über Altersvorsorge spricht: Sie wird für die Menschen im Land immer mehr zur Sorge. Auf dem Sorgenbarometer von Credit Suisse steht das Thema auf Platz 2 – gleich nach den Befürchtungen wegen Umwelt und Klimawandel, die unsere Arbeit ebenfalls beeinflussen. Die Sorge ist also gross, doch das Bewusstsein für berufliche Vorsorge ist allgemein noch immer nicht so gross, wie es sein sollte. 

Ich sehe ein weiteres Spannungsfeld. In der Gesellschaft wächst die Individualisierung; mit der beruflichen Vorsorge pflegt dieselbe Gesellschaft aber das klassische Prinzip der Solidarität und Kollektivität. Wie passt das zusammen?

Was mich ärgert, was mich freut

Eine Sache, die mich immer wieder stört: Wenn Medien in ihren Berichten die Vorsorgeeinrichtungen in einen Topf werfen. «Alles Abzocker», heisst es. Klar, es gibt nicht nur weisse Schafe. Doch der einseitige Blick beschädigt das Image der ganzen Branche. Als Mitarbeiter und Führungskraft der blpk wehre ich mich vehement gegen das Klischee. Ich kann mit Sicherheit sagen: Wir haben hohe ethische und moralische Werte, und wir leben sie auch. 

Eine Sache gefällt mir an meiner Arbeit besonders. Wir bauen langfristige Beziehungen auf – langfristig für die Versicherten und langfristig auch für uns – untereinander sowie in den Kontakten zu den Kunden. Das Zentrum jeder Beziehung ist Vertrauen. Ich spüre es in der täglichen Arbeit: Unsere Kunden vertrauen uns. Die Mitarbeitenden wiederum vertrauen der Führung im Haus, und sie schätzen das Vertrauen, das wir in sie setzen. 

Das zeigen sie tagtäglich durch ihr Verhalten und ihr Engagement. Für das Thema «Verhaltensweisen» kann ich mich sowieso begeistern. Wir haben ja alle einen Kopf, ein Herz und den Bauch. Spannend ist jeden Tag aufs Neue: Wer agiert gerade mit welchem Teil? Ist sie noch ganz bei der Sache, oder reagiert er emotional? Wir müssen besser zuhören! Davon bin ich überzeugt, und das sage ich auch meinem Team. «Fragt euch im Austausch mit einem Kunden: Worum geht es ihm wirklich?» Auf diese Weise können wir seinem Bedürfnis und den Anliegen aller Kunden viel besser gerecht werden.